GESPRÄCH MIT DEM KATER TIGER ÜBER EINEN SCHLIMMEN KAMPF

 

 

 

Hallo Tiger, begann ich das Gespräch mit einem Kater, der mir nahe stand.

Darf ich mit dir sprechen? Du bist etwas ganz Besonderes für mich.

Ich hoffe, dass du weißt, wer ich bin.

 

Ja, antwortete er.

Er machte keinen gesprächigen Eindruck, wie ich fand.

 

Ich bemerke, dass es dir nicht so gut geht in letzter Zeit. Magst du mir sagen, was los ist mit dir? fragte ich.

 

Bauchschmerzen. Der ganze Bauch. Fühle mich unwohl in meiner Haut. Alles schmerzt.

Am besten geht es, wenn ich mich ganz ruhig verhalte.

 

Weißt du selbst, woher das kommt? fragte ich.

 

Ich war krank, lag so da. Mir war sehr heiß. Seitdem ist das so.

 

War vorher etwas passiert? forschte ich weiter.

 

Ja, erwiderte er, mit einer gewissen Vorsicht in der Stimme.

 

Du kannst es mir sagen, ermutigte ich ihn.

 

Der Kater wand sich, sprach offensichtlich ungern darüber.

Schließlich begann er:

 

Ein Kampf fand statt.

Mehrere griffen mich an. Es war schrecklich.

Ich habe ihnen nichts getan.

Ich ging durch die Wiesen und das Feld.

Es war ein schöner Tag. Ich fühlte mich wohl bis dahin.

Sie überfielen mich einfach. Ich weiß nicht warum.

Sie bissen und schlugen mich.

Ich fühlte mich so allein.

 

Das tut mir alles so Leid, mein Kater. Und du bist so tapfer.

Wie bist du sie wieder losgeworden?

 

Sie verschwanden einfach und ließen mich liegen.

Ich konnte nicht gleich nach Hause, ich war zu schwach, alles tat weh, ich blutete.

Ich blieb in der Nacht im Feld liegen. Niemand fand mich.

Und dann kam diese Hitze. Ich sah viele Bilder und wusste nicht mehr, wo ich war.

Das dauerte, glaube ich, lange. Lange.

Schließlich schleppte ich mich nach Hause, dorthin, wo ich meistens schlafe. Ich verkroch mich im Stroh.

Ich wollte niemanden sehen.

Ich fand nichts mehr schön.

Ich wollte nur noch meine Wunden lecken.

Etwas ist mit mir passiert seitdem. Ich habe meine Lebensfreude verloren und meine Neugier. Ich ziehe mich immer wieder schnell zurück. Ich kann nur noch schwer vertrauen.

 

Mein lieber Kater, es tut mir wirklich Leid, dass dir das passiert ist.

Was wünschst du dir nun von uns Menschen, - von uns, denen du manchmal begegnest?

 

Ein bisschen Schutz.

Ein bisschen zu fressen.

Ein bisschen Sympathie.

In Frieden leben können.

 

Ich danke dir, dass du an meinem Leben Anteil nimmst, fügte der Kater hinzu.

 

 

Das möchte ich gern, bestätigte ich, - soweit es mir möglich ist.

Lieber Tiger, bis bald.

 

Bis bald.

Ich schlafe jetzt ein bisschen.

 

                                                    © Ursula Sewing