GESPRÄCH MIT DEM SCHWARZEN KATER BILLY

 

 

 

Hallo Billy, schwarzer Kater, du kennst mich schon. Darf ich mit dir sprechen? eröffnete ich das Gespräch.

 

Bin schläfrig. Was willst du denn mit mir sprechen?

 

Wie geht es dir? Es ist Winter, du lebst draußen, deshalb möchte ich gerne wissen: Ist die Kälte ein Problem für dich?

 

Hab ja einen warmen Pelz. Und kann mich zurückziehen in das warme Häuschen, was ihr mir hier auf der Terrasse hingestellt habt. Mein kleiner Katergefährte fühlt sich auch warm an. Wir wärmen uns gegenseitig.

Bin gerne in der Natur, kann gucken, laufen, lass mir den Wind um die Nase wehen. Auch die Kälte tut oft gut.

 

Was machst du so den ganzen Tag, Billy? Ich sehe dich ja nur manchmal.

Und ich freue mich übrigens immer, dich zu sehen.

 

Ja? Das ist gut.

Ja, was mache ich so. Ich lasse es mir gut gehen. Ich suche alles, was mir gut tut.

Fressen, schlafen, spazieren laufen, spielen, mich räkeln, mich putzen, mich streicheln lassen.

Ich denke nicht viel nach, wie du vielleicht meinst.

Ich gucke, ich höre, ich staune.

Ich bin neugierig auf alles, was mir begegnet.

Manchmal muss ich mich auch verstecken, wenn mir etwas gar nicht geheuer erscheint.

 

Vor kurzem hat Guido dich ja zu der Katze Lilli gebracht, die du noch von früher kennst, als ihr beide auf der Straße lebtet, sagte ich.

 

Ja, - meine liebe Katze. Es war schön. Wir haben uns lange angesehen und dabei Bilder ausgetauscht von dem, was wir erleben.

Schade, dass ich sie nun nicht mehr sehen und fühlen kann, weil sie drinnen lebt und ich draußen.

Aber sie ist mir nah, sobald ich an sie denke.

Ich kenne sie, und ich fühle, ob es ihr gut geht. Sie ist ein wenig unruhig zur Zeit.

Aber ich weiß nicht, wie ich zu ihr gelangen kann. Sonst würde ich sie gern besuchen.

 

Gibt es ein Thema in deinem Leben, was dir wichtig ist? Hast du eine Aufgabe? fragte ich.

 

Eine Aufgabe? Nicht, dass ich wüsste. Ja, vielleicht, dass ich auf den kleinen Kater, der bei mir ist, ein bisschen aufpasse. Er braucht mich wohl. Aber ich gehe trotzdem meiner Wege. Er ist da, und er kann bleiben, aber er steht meinem Herzen nicht so nah wie Lilli.

Lilli und ich können uns etwas erzählen, auch wenn wir nicht zusammen sind.

Das ist etwas Besonderes.

 

Ich wüsste gern, ob du in deinem Leben etwas vermisst, sagte ich.

 

Ja, die Zugehörigkeit zu einem Menschen und zu einem Haus, antwortete der Kater.

Ich bin hier an einem Ort, an dem ich bleiben kann, aber ich darf nicht zu den Menschen ins Haus. Das ist es, was mir manchmal fehlt: So ein Gefühl von Dazugehören, so ein Behütetsein.

Aber ich bin froh, dass ihr mich nicht vergesst, dass ihr das Futter rausstellt und mich erkennt. Ja, darüber freue ich mich.

Ich schlaf jetzt mal wieder ein bisschen, ja?

 

Dann schlaf gut, lieber Billy. Und danke für das Gespräch.

 

 

                                       © Ursula Sewing