GESPRÄCH MIT EINEM KATER ÜBER RESPEKT
Hallo, begrüßte ich einen befreundeten Kater,
magst du mir etwas von deinen Gedanken und Gefühlen mitteilen?
Danke für dein Interesse, sagte er.
Ich liege hier auf dem Stuhl vor dem Haus,
eingewickelt mit meinem Schwanz,
und fühle mich ganz bei mir.
Das ist schön.
In meinem Kopf sind Bilder
von grünen Wiesen, durch die ich streiche,
Sonnenstrahlen, die mir das Fell wärmen,
einem Vogel, der erschreckt auffliegt,
sobald er mich wahrnimmt.
Frieden.
Ich bin eins mit mir.
Ich fragte den Kater, ob er mich schon kennt.
Du bist freundlich zu mir, antwortete er.
Wenn du ruhig bist und ruhig gehst,
folge ich dir gerne.
Und du bringst mir schöne Sachen
zum Fressen.
Aber du bist nicht immer da.
Dann warte ich und warte ich.
Und hoffe,
deine Stimme zu hören.
Ich bat ihn, mir zu sagen, was für ihn „zuhause“ ist.
Alle Ecken, in denen ich meine Ruhe habe,
wo man mich nicht verscheucht,
wo man mich lässt.
Da gibt es verschiedene, wo ich mich wohl fühle.
Hier in diesem Ort kenne ich Plätze
und Menschen mit ihren Gewohnheiten,
und einige Katzen.
Ich gehe auch gern so für mich allein spazieren,
gucke mir alles an,
fühle meine Umgebung mit Fell und Schnurrhaaren.
Magst du, wenn du gestreichelt wirst?
Ja, es ist schön, Körperkontakt zu fühlen.
Aber ihr wisst oft nicht, wie man streichelt.
Dann geht es mir auf die Nerven.
Oder wenn es zu lange dauert,
weil ich mich immer frei fühlen will.
Besonders die Begrüßung mag ich.
Die ist wichtig,
damit ich weiß, ob ich vertrauen kann,
ob ich mich niederlassen kann,
ob ich in Ruhe fressen kann,
ohne Gefahr fürchten zu müssen.
Und wenn ich hoch springe
und meine Stirn in deine Hand stoße,
will ich dir damit Vertrauen und Zuneigung zeigen
und meine Freude,
dass du dich um mich kümmerst.
Ich spüre, du willst respektiert werden, sagte ich.
Das ist wahr.
Ich will nicht, dass die Menschen denken:
Es ist doch nur eine Katze. -
Ich habe mein Leben, ihr eures.
Ich habe meine Erfahrungen, ihr eure.
Ich habe mein Bewusstsein von den Dingen, ihr eures.
Ich bin mir sicher über den Wert meiner Persönlichkeit.
Die Menschen ignorieren ihn oft.
Ich respektiere dich,
ohne zu fragen, wer du bist.
Ich mag deine Stimme und deinen Schritt,
wenn du in Ruhe bist.
Das ist etwas, womit ich mich energetisch
verbinden kann.
Ich weiß nicht, was du sonst tust,
es ist nicht in meinem Blickfeld.
Vielleicht magst du mir deine Erkenntnisse
über Respekt mitteilen,
bat ich den Kater.
Ja, es ist erstaunlich, dass du mich das fragst,
erwiderte er.
Und das ist ja auch schon Respekt:
dass du mich und meine Erfahrungen ernst nimmst.
Auch, dass du mich ausdrücklich fragst.
Respekt ist etwas,
was alle Lebewesen füreinander haben sollten,
um in Frieden miteinander zu leben.
Respekt ist, zu fragen, wer bist du
und was kann ich für dich tun,
damit du dich wohlfühlen kannst in meiner Nähe?
Respekt ist, den anderen nicht weniger zu achten
als sich selbst.
Respekt ist, sich auf die Sprache des anderen Lebewesens einzustellen,
zu versuchen, es zu verstehen in diesem Augenblick,
auch wenn man dessen Leben nicht kennt
und vielleicht nie kennen lernen wird.
Respekt ist, worin man sich eindrehen kann,
wie ich mich eindrehe in den eigenen Schwanz.
Respekt ist, sich selbst in den anderen Wesen zu sehen
wie in einem guten Spiegel
und zu spüren und zu erkennen:
wir sind uns gar nicht so unähnlich,
wir sind irgendwie verwandt,
wir stammen aus der selben Quelle,
zu erkennen: das ist schön,
zu empfinden: jeder ist gleich wertvoll.
Wir alle drücken Leben aus,
Einmaligkeit in der Gleichheit.
Wir alle sind Ausdruck der großen schöpferischen Kraft,
die uns zum Leben brachte
und uns durchs Leben führt.
Wir alle sind wie Strahlen einer Sonne.
Ich danke dir sehr für deine Erkenntnisse, sagte ich.
Und umarme dich in Gedanken.
Und ich wünsche dir weitere Erkenntnisse
und viel Schönes in deinem Leben.
© Ursula Sewing
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