DIE REISE ZU URANUS

 

 

Die Reise zum nächsten Ort im Universum war lang.

Schon vor der Ankunft auf dem Planeten Uranus

sah ich viele verschiedene leuchtende Farben

in sich ständig verändernden Mustern und Bildern.

Knöchelhohe, weiche, federartig gebogene Teile

in allen Farben wuchsen dort.

Ein schönes sinnliches Gefühl war es,

da hindurchzugehen.

Es erfasste mich sogleich ganz viel Freude

und die Lust zu springen und zu tanzen,

es kribbelte in meinen Füßen.

 

Ich spürte Offenheit in mir und Erweiterung.

Irgend etwas in mir wehrte sich hier

gegen eine Richtung,

gegen jede Disziplin.

Zu diesem Planeten gehört der „Traum vom Fliegen“,

dachte ich. Ich fühlte Aufatmen, Befreiung.

Segal, ein Uranier, bot mir freundlich an,

mich zu führen.

Wir gingen ein Stück schräg in den Planeten hinein,

dort öffnete sich ein kugelförmiger Raum,

aus dessen Wand ringsherum Federartiges

in leuchtenden Farben wuchs.

Dazwischen sah ich farbige funkelnde

edelsteinartige Gebilde wachsen,

von denen wunderschöne zarte Töne ausgingen.

 

Es entstand eine kleine Mulde, in der sich der Boden

nach unten öffnete, und darin gelangten wir

in den „Schoß des Uranus“,

in die Tiefe, in das Dunkel unter seinem Zentrum.

Hier war der Raum, in dem die Samen keimen.

Dort war Ruhe und Stille.

Ich spürte, hier bereitete sich etwas vor.

Es war wie das Dunkel der Erde, in der alles keimt.

 

Und Segal sagte:

In jedem Samen ist schon die ganze Farbigkeit enthalten.

In jedem Samen keimt das Licht.

Sieh tief hinein in das scheinbare Dunkel.

Sieh die keimenden Farben, die farbigen Flammen.

Dies ist ein Raum der Unberührbarkeit, des Lassens,

der absoluten Ge-lassen-heit,

des Entstehen-lassens,

des Sich-entwickeln-lassens,

der Möglichkeiten.

Hier ist das Beinhalten, das Halten,

das Zur-Verfügung-stellen der Kräfte,

das liebende Einverstandensein,

das Bergen und Gebären,

das Sein-lassen und das Nähren.

 

Ich sah tief im Dunkel die kleinen farbigen Flämmchen,

die dort langsam und beschützt wuchsen.

Sie fühlten sich genährt, sie durften sich frei entfalten,

sie wuchsen in allen Farben, wie es ihnen gefiel.

Sie wussten, sie werden andere erfreuen und ihnen

Kraft und Entzücken geben durch ihr Sein.

Sie fühlten Dankbarkeit für dieses weiche stille Dunkle,

das sie hielt.

 

Ich sah im Herzen von Segal,

durch sein weißes Gewand hindurch,

eine schöne mehrfarbige Flamme.

Verbundenheit und Freiheit, sagte er,

das ist es, was wir hier leben.

Immer gehalten von unzähligen Fäden,

in Liebe verbunden und dennoch frei.

 

 

                                           © Ursula Sewing