GESPRÄCHE ZUR NACHT III

 

 

Ich sah ihn durch dunkle,

blaugraue Flure fliegen,

weiter und weiter.

Dann öffnete sich vor ihm

ein ausgedehntes vielfarbiges Feld,

auf dem große, bunte Blumen wuchsen.

Am Ende des dunklen Flurs setzte er sich

vor das Blumenfeld und sah darüber hin.

Er atmete die Schönheit ein und den Frieden.

Ein großer weißer Engel stand in seiner Nähe.

 

Ich fühle, die Zeit ist nahe, sagte er.

Ich spüre: Ich brauche keine Angst zu haben.

Endlich weiß ich, worauf ich die ganze Zeit

gewartet habe.

Es ist etwas Wunderbares. Es ist Liebe.

Die Liebe, die ich mein Leben lang gesucht habe.

Eine Liebe ohne Verletzung, ohne Angst.

 

Ich will mich nun vorbereiten

auf die Überschreitung der Grenze,

auf das Neue, das mich erwartet.

 

Dann sah ich,

wie sich die Schnur zwischen seiner Seele

und seinem Körper löste

und er plötzlich frei war und voller Leichtigkeit.

 

Er flog über reale vertraute Landschaften

und über fremde,

die wie ferne Traumlandschaften waren.

Da wurde es ganz hell um ihn.

Das Licht kam wie eine riesige Lichtwoge

schräg herunter.

Es umarmte ihn, es hüllte ihn ein.

 

Er war erstaunt und entzückt über das Licht

und die Heiterkeit, die ihn umgaben.

Er war voller Freude, voller Begeisterung,

auch voller Neugier auf alles, was ihn dort noch

erwarten würde.

Ich sah ihn heiter und ganz vertieft in Gespräche.

 

Und es wird ein Fest für ihn sein,

schloss der Engel des Todes,

all denen wieder zu begegnen,

die er tief in seinem Herzen geliebt hat

und immer lieben wird.

 

Ich dankte dem Engel des Todes,

und er erwiderte:

Aus immer sich erweiternder Liebe

grüße ich dich.

 

 

                                      © Ursula Sewing

 

 

 

Foto: Ursula Sewing