BEGREIFE, WIE DIE VÖGEL FLIEGEN.

 

 

Sanara saß auf der Wiese, ein wenig schräg mir gegenüber,

und sagte: Begreife, wie die Vögel fliegen.

Wie soll ich das tun? fragte ich. Fühle ich mich doch so schwer.

Als wäre ich ein Vogel, dessen Flügel schwerer und schwerer geworden sind.

Und alle Leichtigkeit ist dahin.

 

Es liegt daran, dass die Federn zu viele geworden sind.

Und woher kommt es, dass sie zu viele wurden?

Von der Angst.

Von der Angst, dein Leben könnte zu Ende sein,

bevor du alles ausgelebt hast, was in dir steckt,

was du dir jemals vorgenommen hast, zu tun und zu erreichen.

 

Zuerst also musst du dich von der Angst befreien,

etwas zu verpassen,

nicht genug getan zu haben,

von der Angst,

am Ende des Lebens erkennen zu müssen, versagt zu haben.

Du lebst das Leben, als stünde am Ende ein großer Check-up,

als müsstest du ein bestimmtes Pensum erledigt haben,

als müsstest du dann ganz besondere Verdienste vorweisen.

Das aber ist nicht wahr.

 

Wir werden uns gemeinsam ansehen, wie glücklich du warst,

wenn es so weit ist,

denn allein das Glücklichsein ist ein Indiz

für ein erfülltes Leben.

Und wenn es dich glücklich machen würde,

jahrelang nur hier auf der Wiese zu sitzen

und rein gar nichts zu tun,

für niemanden etwas zu tun,

und du wärest glücklich dabei,

dann hättest du ein völlig erfülltes Leben gelebt.

 

Denn das Glücklichsein streut seine Energien aus,

es bedeutet Liebe, Frieden, Dankbarkeit, Vertrauen, -

all das, was du gerade woanders suchst.

Wenn du glücklich bist, nur für andere da zu sein,

dann ist es in Ordnung.

Wenn du lieber für dich bist und wunderbare Bilder malst

und dabei glücklich bist,

so ist auch das in Ordnung.

Wenn du singst und dabei glücklich bist,

ist es genauso gut.

 

Spürst du das?

Es kommt gar nicht so sehr darauf an, was du tust,

sondern auf deinen inneren Zustand dabei.

 

Das Glücklichsein ist der stärkste Wegweiser,

den du dir denken kannst.

Folge diesem Gefühl.

 

Die Frage ist:

Was macht dich im Moment am glücklichsten?

Denke darüber nach,

ganz ohne Stress,

ganz ohne Pflichtgefühl,

ganz ohne Angst vor Erwartungen anderer.

Sei in Ruhe, atme ruhig,

und stelle dir vor, was dich glücklich macht.

Und dann schlage den Weg ein,

und lass dich nicht davon abbringen.

Und zögere nicht, alle die Federn,

die rechts und links an dir hängen und dich so schwer machen,

auszureißen und wegfliegen zu lassen.

Und sobald etwas deinem Glücklichsein im Wege steht,

reiße die Feder aus!

Wenn du eine Angst erkennst, dann reiß sie aus und wirf sie weg!

Gerade das ist wichtig, damit du das, was du tust,

mit voller Hingabe und Leidenschaft tun kannst.

 

Nimm dein Glücklichsein an die Hand,

lass dich von ihm führen.

So wird dein Federkleid immer leichter,

bis du dich wieder vom Wind hochheben

und tragen lassen kannst,

bis du wieder fliegst, -

wohin auch immer.

 

                                   © Ursula Sewing