DIE EICHE, DIE DEN BRAND ÜBERLEBTE

 

 

Schwarz, fast blattlos,

mit seltsam zugespitzten Ästen,

die in bizarren Formen

in den hellen Sommerhimmel ragten,

stand die hohe, alte Eiche nah dem Haus.

 

Durch ihre Rinde hindurch

sah ich rötliche Kreise,

die Chakren der Eiche,

angeordnet in senkrechter Linie

und einige rechts und links davon,

jeweils auf einer Energielinie liegend,

zart und durchsichtig,

ganz offen für

feinstoffliche Informationen.

 

Ich möchte einmal mit dir reden.

Ist es erlaubt?

Die Eiche sagte: Gerne.

 

Ich fragte: Welche Aufgaben haben Eichen allgemein?

 

Eine besonders starke Erdung der Umgebung.

Wir geben Sicherheit und Geborgenheit rundherum.

Umfasse meinen Stamm, und du wirst es spüren.

 

Dann leuchtete die Eiche.

Komm herein, sagte sie.

Da war der Baum um mich herum

wie ein Umhang.

Ich empfand es dunkel darin und etwas eingeschnürt.

Die „Adern“, die die Nahrung im Baum befördern,

schienen hin und wieder unterbrochen.

Ich breitete meine Arme in ihm aus nach beiden Seiten,

spürte bis in die Astspitzen hinein.

Sie waren gekürzt von einem Brand.

Stümpfe waren geblieben nach dem Feuer.

- Wie war das damals für dich? fragte ich.

Sehr bedrohlich, lebensbedrohlich. Todesangst.

Aber meine Mitte wurde verschont.

Größtenteils wohlbehalten stehe ich da.

Dadurch wurde ich noch mehr

auf das Wesentliche in mir hingewiesen.

Ich bin mir meiner selbst

bewusster geworden.

 

Ich spürte, dass mein Dasein einen Sinn hat,

den, von meiner rein physischen Rolle

Abstand zu nehmen,

mich hinzuwenden zu meiner Mitte

und zum Licht.

 

Was du gespürt hast,

als du mein „Eingeschnürtsein“ wahrgenommen hast,

ist nicht nur Einschränkung, sondern Konzentration

auf meine Mitte und den Geist über mir.

Wie Seismographen, die feinste Schwingungen wahrnehmen,

sind meine Äste auf das Geistige,

auf das Licht gerichtet.

Meine Antennen zum Universum sind

umso klarer geworden.

Ich nehme sensibler wahr.

Ich ziehe Energien des Kosmos heran

und gebe sie an die Erde ab.

Genauso nehme ich verbrauchte Energien

von der Erde auf und gebe sie

dem Kosmos zurück.

Ein einziger Kreislauf,

ein schöner, heilbringender.

 

Ich nehme Energien wahr,

die Befindlichkeiten anderer Bäume,

der Pflanzen, Tiere und Menschen um mich herum.

Ich erspüre, was sie brauchen.

Ich kann meine Energien richten,

so dass ihre energetischen Bedürfnisse

besser erfüllt werden.

So trage ich dazu bei, dass hier ein Ort

der Harmonie ist.

 

Du und ich, wir sind wie Brüder,

wir arbeiten an den gleichen Aufgaben.

Es geht darum, mit unseren Fähigkeiten

die Lebensenergie um uns herum für alle

zu erhöhen.

 

                                   © Ursula Sewing