WEITERE MEDITATIVE REISEN
DAS LICHTSTEINETOR
Vor uns erschien ein hohes schmales Tor.
Es war verschlossen durch nicht sehr helle,
verschiedenfarbige, unregelmäßig geformte
Lichtsteine, die übereinander lagen.
Ich versuchte hindurchzusehen und
erkannte Bruchstücke von Erlebnissen
des vergangenen Lebensjahres.
Meine Begleiter erklärten:
Diese Erinnerungen sind Bausteine deines Lebens,
deiner Entwicklung.
Ich sagte:
Das letzte Jahr erscheint mir im Rückblick
sehr dunkel, eng, mit wenig Licht.
Ich habe Licht und Freiheit und Kreativität vermisst.
Und doch ist es das Tor zum nächsten Lebensjahr,
antworteten sie.
Durch den Mangel an Licht
erfährst du die Sehnsucht nach dem Licht,
die dich den Wert des Lichtes erkennen lässt.
Durch den Mangel an Freiheit
erfährst du, wie wichtig dir die Freiheit ist
und wie wertvoll,
und dass du sie dir immer neu erkämpfen musst.
Durch den Mangel an Kreativität
erfährst du erneut
ein Bewusstwerden deiner Kreativität.
Wenn du dich eng fühlst, fehlt es dir an Entfaltung.
Nun schaffe dir aufgrund dieses Bewusstseins
den Raum zur Entfaltung,
den inneren Raum.
Alles ist da, was du brauchst.
Alles wartet in dir, erweckt zu werden,
ans Tageslicht zu kommen, -
anderen dienen zu können,
dem Ganzen zu dienen.
Lass die Lichtsteine der Vergangenheit sich öffnen
zu ihrer vollen Klarheit und Leuchtkraft,
und dann geh hindurch
im Bewusstsein ihres Wertes für deinen weiteren Weg.
Geh erhobenen Hauptes hindurch,
ohne dich von ihrer vermeintlichen Schwere
niederdrücken zu lassen.
Geh hindurch im Bewusstsein vermehrter Klarheit.
Und wenn du zurückblickst,
dann mit Dankbarkeit und Liebe
für alle Erfahrungen,
für alle Menschen, die dir dabei halfen,
sie zu machen.
Und dann lass los.
Lass allen Groll los, alle Schuldgefühle,
alle nicht erfüllten Erwartungen.
Nur diese Gefühle halten dich in der Vergangenheit fest.
„Lass los“ bedeutet:
Lass alles sein, wie es war,
lass es Vergangenheit sein.
Geh hindurch und betritt ein neues Land
in neuem Gewand aus reinem Licht.
Das Neue erstrahlt in Reinheit, in Klarheit,
in der Stille des noch Unnennbaren,
in der Jungfräulichkeit des Unberührten.
Vor dir liegt ein Weg,
den du noch nie gegangen bist,
den so noch keiner gegangen ist,
(obwohl wir schon alle Wege gegangen sind).
Freue dich darauf, ihn zu berühren,
deine Spuren auf ihm zu hinterlassen,
von ihm berührt zu werden,
und dass er seine Spuren in dir hinterlassen wird.
Ich ging durch das Lichtsteinetor,
das sich in der Mitte für mich öffnete.
Ein weißer langer Weg lag vor mir.
Unberührt
und auf mich wartend.
© Ursula Sewing