GESPRÄCH MIT DER DEVA EINER TRAUERWEIDE (2)
Noch einmal besuchte ich die Weide,
mit der ich mich verbunden fühlte
vom ersten Augenblick,
um Kontakt zu ihrer Deva aufzunehmen.
Gleich bei meiner Ankunft sah ich sie
als weißes Licht im Stamm.
Als ich fragte, ob ich näher kommen dürfe,
bejahte sie dies.
So dankte ich ihr und bat sie,
ihr wahres Wesen verstehen zu dürfen.
Ja, sagte die Weide. Sieh die Energie.
Die leuchtend weiße Energie der Deva
führte den ganzen Stamm hinauf
und verästelte sich dann.
Ihr Gesicht war meinem gegenüber
in gleicher Höhe.
Unerwartet ernst.
Dann ließ sie mich in ihr Bewusstsein ein:
Irgendwie schlafend fühlt sich das an,
und dennoch wach.
Ich fühle mich im ganzen Baum,
aufsteigend bis in die Spitzen,
gleichzeitig in die Erde fühlend,
dabei schwingend, biegsam,
schlafend wie im Traum.
Hier und auch in der ganzen Umgebung
wahrnehmend
die Erde, die Luft,
die Verbindungen zu anderen Bäumen,
die wie Lichtlinien erscheinen,
geliebt vom Bewusstsein der Erde,
zu ihr gehörig,
von ihr gehalten und gekannt.
Ich sehe dich nicht, sagte die Weide,
doch nehme ich dich als Licht wahr,
manchmal heller, manchmal dunkler,
manchmal fast unsichtbar,
manchmal leuchtend, -
wenn eine Verbindung
von dir zu mir besteht.
Es ist ein Unterschied, sagte sie,
ob du dich in das Bewusstsein
meiner Körperlichkeit als Baum begibst
oder in das Höhere Bewusstsein der Deva,
die die Schmerzen des Baumes nicht fühlt.
Da ließ mich der physische Baum in sein Wesen ein:
Ich fühle mich in der Umgebung verankert,
beschränkende Grenzen
an den abgesägten Ästen fühlend,
durch neue Zweige einen Ausgleich suchend,
die mir gemäße Form auf neue Arten bildend,
mich schützend und die Vögel, die zu mir kommen,
Ruhe und Gelassenheit in den hängenden Zweigen fühlend,
die Bewegung nach links suchend,
dorthin, wo eine Kraftquelle mich anzieht,
eine Energie, die mich erquickt
und mir Kraft schenkt.
Zum Abschied sagte die Deva des Baumes:
Das Wesentliche für mich ist,
die Verbindung zur Erde zu spüren,
die Erde selbst wahrzunehmen
mit ihrem Ausdruck,
ihren Gefühlen,
ihrer Fürsorge.
Ich diene ihr, so wie sie allen dient,
die auf und in ihr leben.
Ich bin ewig. So wie du es bist.
Wenn mein Baum einmal sterben wird,
werde ich weiter gehen,
vielleicht in einem anderen Baum leben,
einer anderen Pflanze.
Mein Baum ist wunderbar.
Ich dankte der Trauerweide und ihrer Deva für alles,
was ich erfahren hatte.
© Ursula Sewing