KATER PRU HILFT, PROBLEME ZU LÖSEN
Kater Pru ist eins der Tiere auf Andreas Hof.
Vom ersten Augenblick an, als ich ihn gesehen hatte, war ich von ihm beeindruckt und hatte mir sehr gewünscht, mit ihm zu sprechen.
Nun endlich war es so weit, dass ich ihn allein antraf.
Er saß allerdings auf einer kleiner Mauer und putzte sich sehr konzentriert. Seine ganze Körperhaltung war so, dass ich Furcht hatte, er könne nicht interessiert sein, mit jemandem zu reden.
Kater Pru, eröffnete ich schließlich das Gespräch, darf ich mit dir sprechen?
Ich bin bereit, antwortete er ernst.
Ich möchte dich fragen: Wie fühlst du dich hier auf diesem Hof?
Pru antwortete sehr sachlich:
Ich habe meine Ruhe.
Ich habe mein Fressen.
Freunde brauche ich nicht so viele.
Ja, ich mag es wohl, dass man mich mag, aber ich bin lieber allein und zurückgezogen.
Was hast du so in deinem Kopf, während du für dich bist? fragte ich.
Ich erhielt ein Bild: Ein großes, hohes, schönes Haus, verschieden farbig gestrichen, wo der Kater ein und aus gehen konnte, gemusterte weiche Teppiche auf den Böden.
Ich habe einen großen Schutzkreis um mich herum,
das ist mir wichtig, ich lasse ihn nach außen spüren, sagte Pru.
Du hast so eine Gelassenheit, die ich mag, meinte ich.
Ja, ich liebe es, in diesem Gefühl zu sein. So ist es immer, wenn man mich nicht bedrängt.
Lieber Kater Pru, magst du etwas zeigen, was du erlebt hast, bevor du hierher gekommen bist?
Ich mag mich nicht gern erinnern, erwiderte er.
Ich möchte nur hier sein. Hier ist Frieden.
(Ein Bild: Schnelles, verworrenes Bild von Schlägen und Weglaufen.)
Ich spürte: Er wollte nicht darüber reden.
Okay, Pru. Was tust du denn besonders gern, wenn du nicht hier in Ruhe liegst?
Sein Ausdruck wirkte plötzlich sehr freundlich und offen:
Du kannst mich nach Problemen fragen.
Darauf antworte ich besonders gern.
Aha. Also, es gibt einen Hund mit Namen Buddy (ich schickte ihm ein Bild von Buddy), der unter epileptischen Anfällen leidet. Kannst du mir sagen, was er wohl braucht?
Ich würde ihm aus dem Weg gehen wollen, wenn er hier wäre, sagte Pru, - aber gut:
Er braucht mehr Freiheit, mehr Auslauf.
Er hat ein ähnliches Temperament wie der Hund DaVinci, der hier mit uns lebt. DaVinci aber darf sich bewegen, wohin er will, - und er hat eine Aufgabe.
Dieser Buddy brauchte das auch.
Besonders eine Aufgabe.
Dann könnte er sich entspannen, und die Krämpfe würden weniger.
Danke, Pru.
Dann stellte ich ihm das nächste Problem vor:
Es gibt da eine alte Dame, die immer unzufrieden und verbittert ist. Sie heißt Irma. (Ich schickte ein Bild von Irma.)
Kannst du dich in sie hineinversetzen und einen Rat geben?
Auch sie hat keine Aufgabe, antwortete Pru sofort.
Sie schlägt nach Tieren, sie beschimpft Menschen, weil alle eine Aufgabe haben, weil alle gebraucht werden, nur sie nicht.
Vielleicht kannst du ihr eine Aufgabe geben?
Danke, sagte ich voller Hochachtung für den Kater.
Das war sehr aufschlussreich.
Magst du solche Gespräche?
Ja sehr, je tiefer sie sind, desto besser.
Fragen nach meinem Lieblingsfressen oder Lieblingsspiel habe ich oft genug gehört.
Frage mich nach Dingen, die noch gelöst werden müssen.
Mit Hilfe meiner Intuition bin ich bemüht, deine Fragen zu beantworten.
Hast du noch eine Mitteilung an mich oder ein Bild? fragte ich zum Abschied.
Setze dich für die Tiere ein, sagte Pru ernsthaft.
Sprich mit ihnen, wo immer du kannst.
Wir haben so viel zu geben.
Hat dich das Gespräch ermüdet? fragte ich noch.
Nein, es fließt so aus mir heraus, entgegnete er und wandte sich wieder der Fellpflege zu.
Lieber Pru, ich danke dir sehr.
© Ursula Sewing