AUF DEM SCHIFF

 

 

Gedankenvoll stand ich am großen Fluss.

Da legte ein kleines, altes Dampfschiff an.

Es war leer und schien auf mich zu warten.

So kletterte ich hinauf und ging an Deck.

Vor mir lag das graue Wasser, breit und groß

wie ein Meer.

 

Ich ging nach unten in den Steuerraum

und steuerte den Dampfer auf dem Fluss,

der immer enger erschien,

weil Uferpflanzen und Algen den Weg behinderten,

bis schließlich das Schiff stecken blieb.

 

Da hörte ich Stimmen, die raunten:

Finde einen Pfad durch das Dickicht,

damit dein Schiff sicher hindurchgleiten kann.

 

Aufmerksam und geduldig führte ich das Dampfschiff

durch Schilf, Algen und Buschwerk hindurch,

bis der Weg endlich frei war

und wir lange auf dem großen weiten Fluss fuhren,

bis dorthin, wo er sich dem Meer öffnete

und das Schiff mitnahm.

 

Wieder hörte ich die Stimmen,

die zu mir summend sprachen:

Manchmal musst du durch etwas hindurchgehen,

das wie ein Nadelöhr ist,

danach hast du die ganze Weite

und Unendlichkeit vor dir.

 

Nun brauchst du eine Navigation,

denn das Meer selbst ist ohne Richtung.

Wir können sie dir geben, wann immer du sie brauchst.

Wir sind im Schaum, im Tang, im Wind, in allem zugleich.

Wir sind in deiner Nähe.

Wir sind in den Nebelschwaden,

im Glitzern des Lichtes auf dem Wasser,

in den Farben des Schiffes und der Himmel.

Wir sind in dir.

                                                         © Ursula Sewing