DIE BOTSCHAFT DES AQUARIUS
Als ich mich von den Wellen des Meeres
tragen ließ,
die sich hoben und senkten,
als atmete das Meer,
fiel ich sanft in einem Wellental
in die Tiefe des blauen Ozeans,
wo mich eine längliche, silberne Meeresmuschel
mit einer spiralförmigen Energie empfing
und mich sicher
durch das Wasser trug.
Tiefer und tiefer ging es hinunter
bis zu einem wie gläsernen Quader,
groß wie ein Haus,
der seine Form ständig wellenartig veränderte.
Innen und außen war Wasser,
nur eine scheinbare Grenze dazwischen,
und ich selbst plötzlich im Innern des Quaders
tief im Meer,
während die silberne Muschel
langsam hochstieg, ohne mich.
Von weitem sah ich eine leuchtend rote,
männliche Gestalt erhöht sitzen,
wie auf einem Thron,
und ich bewegte mich im Fluss des Wassers
auf sie zu.
Bist du ein König? fragte ich.
Ich bin Aquarius, so sagte er.
Sein Gewand bestand aus roten Meeresblumen,
zwischen denen ein wenig Blau und Grün
zu schimmern schienen.
Freundlich ließ er es zu,
dass ich seine Welt einmal durch seine Augen sah:
Da empfand ich unendliche Weite um mich her.
Ich konnte als Aquarius in alle Meereswelten sehen,
in die der Fische, der Wale und Delphine,
der Algen, Seenelken und Meeresblüten.
Ich konnte in allen Wesen seines Reiches fühlen,
in ihnen wahrnehmen,
in ihnen sein.
Ich fühlte mich verbunden mit all diesen Wesen
und mit dem Wasser selbst,
mit allen Meeren,
mit dem Meeresboden,
der das Gewicht des Wassers trägt,
und mit der Erde darunter
mit ihrem lichtvollen Kern.
Nun war ich selbst das Meer,
seine Seele,
sein Bewusstsein,
seine Kraft.
Ich war der feste Punkt
in einem Ozean ohne Grenzen,
in dem sich alle Informationen sammelten,
in dem alles möglich war.
Ich herrschte nicht, ich dirigierte nicht,
ich sah nur zu, wie sich jedes Wesen,
jeder Teil des Ganzen
seinen inneren Vorstellungen entsprechend,
vor meinen Augen veränderte, entfaltete,
zu immer neuen Formen, zu neuer Schönheit.
Alles ist verbunden, alles ist eins,
so lautete die Botschaft des Aquarius,
und doch ist jeder aus sich selbst heraus
schöpferisch.
© Ursula Sewing